Natur- und Umweltschutz sowie Kulturerbe im Netzwerk für nachhaltige Tourismusdestinationen waren die Themen der Veranstaltung am 2. Juni 2022 in Salzburg.
Umweltschutz und Kulturerbe – Chancen für den nachhaltigen Tourismus in Österreich
Am internationalen Kongress „Kulturerbe, Tourismus und Umwelt“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) wurde thematisiert, welches Potenzial ein nachhaltiger Tourismus hat. Im Fokus stand zudem, wie das kulturelle Erbe in Europa den Tourismus beeinflussen kann. Führende Expert:innen aus dem Tourismus- und Kultursektor diskutierten am 2. Juni 2022 im Wyndham Grand Salzburg Conference Centre Hotel über Österreichs Tourismus auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ wurde das Projekt „Form-Arte +“ (form-arteplus.eu/) initiiert. Unter dem Titel „Zusammenarbeit für Innovation“ wird im Zuge dessen ein neues Lernmodell auf Grundlage des europäischen Kulturerbes getestet. Umweltfragen nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Da kulturelle Erbstätten auch touristische Attraktionen sind, fand am 2. Juni der internationale Kongress „Kulturerbe, Tourismus und Umwelt“ statt, der Teil dieses Projektes ist und von Andreas Tschulik (BMK) moderiert wurde. Zu Beginn stellte Katharina Mayer Ertl (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus) Österreichs Plan für Tourismus – den Plan T– vor: „Österreichs Tourismus lebt vor allem von unserer intakten Natur mit ihren Bergen und Seen, aber auch den Städten mit ihren kulturellen Highlights sowie unserer bekannten Kulinarik mit hochwertigen regionalen Produkten. In einem breiten Stakeholder-Prozess wurde vor rund 4 Jahren unser Plan T – der Masterplan für Tourismus – erarbeitet. Dieser soll Grundlage und Wegweiser für die Tourismuspolitik der nächsten Jahre sein, um Österreich als nachhaltige Tourismusdestination zu etablieren“, so Ertl. Danach sprach Oliver Csendes (Österreich Werbung) über österreichische Destinationen und ihre nachhaltige Entwicklung.
Olvier Csendes (Österreich Werbung), Katharina Mayer-Ertl (BMLRT) und Moderator Andreas Tschulik (BMK). Copyright by BMK/Johanna Schmetterer.
Europäische Standards für nachhaltige Tourismusbetriebe
Christoph Eßer-Ayertey (Blauer Engel und RAL) ging in seinem Vortrag auf die Bedeutung des EU Ecolabels (Europäisches Umweltzeichen) für Beherbergungsbetriebe ein. Nachhaltigkeit werde für Tourist:innen bei der Entscheidungsfindung des geeigneten Urlaubsziels immer wichtiger. Barbara Diallo-Strobl (Österreichische Hotelvereinigung) berichtete über positive Erfahrungen der Hotellerie mit Nachhaltigkeitsprogrammen: „Wer Ressourcen spart, spart bares Geld und gewinnt Sympathien beim Gast. Der nachhaltige Bonus für die Umwelt steht sowieso außer Frage. Das EU-Projekt ‚European Tourism Going Green 2030‘ ist für die Branche ein weiterer wichtiger Schritt in eine nachhaltige Zukunft“, so Diallo-Strobl. Wie Nachhaltigkeit in der österreichischen Kulturpolitik Einzug findet, zeigte Anna Steiner (BMKOES) auf: „Es geht darum, Kultureinrichtungen mit einem umweltfreundlichen Energie- und Ressourcenmanagement klimafit zu machen, die soziale und ökonomische Absicherung für alle im Kunst- und Kulturbereich Tätigen sicherzustellen, Diversität und Inklusion zu stärken und das Potenzial digitaler Instrumente zu nutzen.“ Nieves Zubález (Grupo San Valero) stellte den spanischen Jakobsweg als Beispiel für ökologische und kulturelle Einflussfaktoren auf den regionalen und grenzüberschreitenden Tourismus vor. Wie sich Ostbayern als nachhaltige Tourismusregion profiliert, beschrieb Veronika Perschl (Tourismusverband Ostbayern). Es gäbe ein großes kulturelles Angebot und gleichzeitig hätten viele Institutionen das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung: „Im Rahmen des EU-Projekts ‚European Tourism Going Green 2030‘ entsteht zunächst ein Cluster Ostbayern mit nachhaltigen Tourismusangeboten der Region. In weiteren Schritten werden diese Angebote auf der Going Green Map Ostbayern und schließlich – je nach Zertifizierungsgrad – auf der Grünen Reisekarte Ostbayern sichtbar gemacht“, erklärte Perschl.
César Romero und Nieves Zubález (Grupo San Valero) hatten wie alle Teilnehmenden gute Laune. Copyright by BMK/Johanna Schmetterer.
Nachhaltigere Destinationen – Netzwerkpartner und Ressourcen
Das Nachmittagsprogramm leitete Matthias Pacher (Museum Niederösterreich) mit seinem Vortrag über nachhaltige Kulturimpulse für Destinationen ein. Irene Raffetseder (Naturfreundejugend Österreich) stellte die diesjährige Umweltbergwoche vor: „Junge Erwachsene erfahren auf dem Gletscherschaupfad in Rauris, wie Schautafeln Besucher:innen leiten und ihre Verhaltensweise nachhaltig beeinflussen können. Die Teilnehmer:innen können ihr gesammeltes Wissen und ihre Ideen in die Gestaltung der neuen Schautafeln einfließen lassen.“ Danach ging Veronika Schumann (Convention Bureau Tirol) auf Green Events ein und wie man Menschen zum Handeln bringt. Kim Ressar (Naturfreunde Internationale NFI) präsentierte nachhaltige Freizeitaktivitäten in der Natur. Im Anschluss lenkte Romain Molitor (klimaaktiv mobil und Komobile) den Fokus auf nachhaltige Mobilität im Tourismus. Mit dem klimaaktiv mobil Beratungs- und Förderprogramm „Mobilitätsmanagement Tourismus und Freizeit“ unterstütze das BMK touristische Regionen, Freizeitorganisationen und Betriebe bei der Schaffung von klimafreundlichen Mobilitätsangeboten, um Emissionen zu vermeiden: „Durch klimaaktiv mobil wurden bereits ca. 1.300 Projekte im Tourismus eingereicht, mit denen rund 50.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden konnten“, so Molitor. Stephan Heidler (Österreichische Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften) gab Einblick in die Chancen der gemeinschaftlichen Energienutzung für Tourismusbetriebe und Regionen: „Der Strom von der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach kann mit den Nachbar:innen geteilt werden, wenn er nicht selbst verbraucht wird. Energiegemeinschaften bieten lokale Lösungen für lokalen Bedarf. Sie stärken das Miteinander und bieten eine nachhaltige Möglichkeit, die Zukunft selbst zu gestalten.“ Schließlich führten Robert Kalss, Lisa Streitberger und Felix Gerber (HBLW Saalfelden) durch den Audioguide „Der Jakobsweg in Salzburg und Tirol“. Dieses Tool sei auf Pilger:innen und Tourist:innen ausgerichtet. Es verbinde Informationen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit Natur- und Umweltthemen.
Nachhaltiger Tourismus – Herausforderungen und Chancen
Die Diskussionsrunde bildete den Abschluss der Veranstaltung. Copyright by BMK/Johanna Schmetterer.
Den Abschluss des Kongresses bildete eine Podiumsdiskussion mit Andreas Tschulik (BMK, Moderation), Katrin Erben (Österreich Werbung), Florian Meixner (Österreichische UNESCO-Kommission), Kim Ressar (Naturfreunde Internationale NFI), Romain Molitor (klimaaktiv mobil und Komobile) und Renate Schaffenberger (Tourismusverband und Tourismusbüro Seeham)(v.l.n.r.). Die Teilnehmer:innen tauschten sich unter anderem. darüber aus, wie sich der Tourismus in den nächsten Jahren verändern wird, wie wichtig ein respektvoller Umgang mit Kulturstätten und Naturräume ist und wie nachhaltige Reisen attraktiv gestaltet werden können.